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Presseartikel 13. September 2014
Goslarsche Zeitung
Einsatz mit ganzen Herzen
von Martina Hesse
GOSLAR. „Wir müssen die Änderung sein, die wir in der Welt sehen wollen", lautet ein Zitat von Mahatma Gandhi, das als Motto der Jubiläumsveranstaltung zugrunde lag, die jetzt feierlich im Kreishaus begangen wurde. Inhaltlich verdeutlicht das Zitat des großen Inders, dass sich sowohl die Mitarbeiter des Tagestreffs Zille und der Ambulanten Hilfe als auch die Vereinsmitglieder mit ganzem Herzen einsetzen. Beide Organisationen verkörpern eine Erfolgsgeschichte, die bereits 1984 begann, wie das GZ-Interview vom 12. November 1984 mit dem ersten zuständigen Sozialarbeiter Rainer Mosandl belegt. Er war mit Frau Uschi anlässlich der Jubiläumsfeier aus Schwabach angereist. Damals nannte man wohnungslose Menschen im Amtsdeutsch „Nichtsesshafte" - ein Wort, das heute niemand mehr kennt. Nach ihm kämpfte Frank Schacht weiter für die Rechte der Obdachlosen und fand ab 1988 Unterstützung in Propst Dr. Otmar Hesse, der die Entstehung der Ambulanten Hilfe und des Tagestreffs Zille maßgeblich begleitete. Dafür dankte Eckart Beutnagel, Regionalleiter der Diakonischen Gesellschaft Wohnen und Beraten, in seiner Begrüßungsrede und hob hervor, dass ein menschenwürdiges Leben nur mit einer Wohnung möglich sei.
Foto: Hesse
Keine Obdachlose mehr
Auch Bürgermeister Axel Siebe unterstrich die elementare Bedeutung des Wohnens
und verwies darauf, dass es vor 25 Jahren noch 125 Obdachlose in Goslar gegeben habe, heute hingegen keine mehr. Das Konzept der
Präventionsarbeit gehe auf, durch die Arbeit der Zille seien Möglichkeiten der Wiedereingliederung entstanden und Obdachlosigkeit
könne vermieden werden. Desgleichen lobte Landrat Thomas Brych die Anstrengungen der letzten 30 Jahre und bedankte sich bei allen
ehrenamtlichen Helfern, ohne die der Erfolg sicher nicht möglich gewesen wäre. Wie wichtig beide Institutionen sind, zeige
der tägliche Besuch des Tagestreffs Zille von derzeit etwa 40 Menschen.
Für den Vorsitzenden des Fördervereins Zille, Pastor Reinhard Brückner, begann die Auseinandersetzung mit dem Thema Obdachlosigkeit vor
20 Jahren in einem Braunschweiger Männerwohnheim. Wie soll man sich verhalten, wenn Obdachlose vor der Tür stehen, haarsträubende
Geschichten erzählen und um Geld betteln? Sein damaliger Diakon erklärte, dass jede Geschichte fünf DM wert sei. Mit seinem abschließenden
Vortrag „Erschöpfte Familien: Realität und Herausforderung" gab der Erfurter Professor Ronald Lutz Einblicke in die aktuelle sozialwissenschaftliche
Forschung und unterstrich die signifikanten Zusammenhänge von Armut, Bildung und Chancenlosigkeit. Er plädierte für die individuelle Schaffung von
Netzwerken als einziges Instrument, um die jeweilige Situation zu ändern.
Fazit: Es war eine gelungene, intensive Veranstaltung, die, von Sozialarbeiterin Evelin Vopel moderiert, mit dem Musikstudenten Lucius Nawothnig
ein herausragendes musikalisches Begleitprogramm fand. Alle Gäste verweilten noch lange in intensiven Gesprächen im Kreishausforum.
30 Jahre Ambulante Hilfe /
25 Jahre Tagestreff Zille
Die Jubiläumsschrift
können Sie sich
hier
anschauen und herunterladen.