Presseartikel 14. Dezember 2014

 

Harzer Panorama

 

Aktion „Armut redet mit“

 

Förderverein der Zille will Vorurteile beseitigen

 

Von cf

 

GOSLAR. Das Thema Armut muss raus aus der Schmuddelecke, wünscht sich der Förderverein des Tagestreffs Zille in Goslar. „Solange beim Thema Zille und Armut immer noch die Nase gerümpft wird und Menschen den Weg in den Tagestreff nicht finden, um Fragen zu stellen und um sich vor Ort ein Bild zu machen, ist der Wurm drin", sagt Evelin Vopel, Geschäftsführerin des Tagestreffs. Schon vor eineinhalb Jahren sei die Aktion im Gespräch gewesen. Doch nun sollen Taten folgen. „Das Thema ist in Goslar nicht ganz so verankert, wie wir das gerne hätten", erklärt Michael Ohse, 2. Vorsitzender des Fördervereins. Deshalb möchte der Verein durch die Aktion „Armut redet mit" ein Forum schaffen, um die öffentliche Diskussion zum Thema Armut in Goslar erneut anzufachen. Mithilfe von selbstgestalteten Werbeanzeigen sollen Betroffene, Bürger und Politiker auf das Thema aufmerksam gemacht werden, um sich dann in der Presse oder durch gezielte Aktionen mit dem Thema Armut in Goslar auseinanderzusetzen, es erneut in den Blickpunkt zu rücken, um die Lobbyarbeit für Menschen in sozial schwierigen Lebenslagen zu fördern. Die Aktion soll ausschließlich über Spendenmittel finanziert werden. Die Anschubfinanzierung für den Start und einen weiteren Termin im Frühjahr 2015 übernimmt der Förderverein.

 

Politischer Hintergrund

 

Schnell kann man in eine unangenehme Situation geraten. Dazu tragen etwa Scheidungen, Kündigungen oder Krankheit bei. Auch Alleinerziehende leben oft am Existenzminimum und müssen in verschiedenen Situationen jeden Cent umdrehen. Viele Menschen arbeiten in Vollzeit, können aber ihren Lebensunterhalt nicht davon bestreiten. Der Staat muss dann aufstocken. Unter diesen Bedingungen sind Menschen dann auf die öffentliche Fürsorge angewiesen, auf Institutionen wie den Tagestreff Zille und anderen Institutionen. Sage und schreibe 80 Millionen Menschen leben in der EU unterhalb der Armutsgrenze, davon 19 Prozent Kinder. In Goslar sind es circa 20 Prozent, jedes fünfte Kind ist betroffen. „Nach diesen Zahlen kann es nur heißen: Nichts ist gut — auch in Goslar nicht. Die Bekämpfung der Armut ist auf Bundesebene als Langzeitumfrage zu sehen — muss aber auf örtlicher Ebene Befürworter finden und vor allen Dingen umgesetzt werden", findet der Förderverein.

 

Armut redet mit
Reinhard Brückner, Evelin Vopel und Michael Ohse (v.l.n.r.) wollen Aktionen zum Thema „Armut" anregen.
Foto: Franz

 

Einfluss nehmen

 

Unter dem Slogan „Armut redet mit" hätten Betroffene, Bürger, Verwaltung, und Politik die Möglichkeit, ihre Meinung zu veröffentlichen und somit Einfluss zu nehmen auf das örtliche Geschehen. Diskussionen, Vorschläge, daraus resultierende Spenden oder Aktionen —das soll aus dem Projekt heraus entstehen. „Durch Spenden wird etwa auch unser Mittagstisch finanziert", erklärt Evelin Vopel. Dieser stehe bereits auf der Kippe. In der Zille selbst hoffe man auf eine Image-Aufbesserung. Auch der Mittagstisch sei vorurteilsbehaftet. „Wir wollen weg vom Image der Suppenküche. Hier essen Menschen miteinander in Würde", erklärt der 1. Vorsitzende, Pfarrer Reinhard Brückner. Leider würde die Allgemeinheit „betrunkene Penner" und Hilfebedürftige oft in eine Schublade stecken. Von diesem Schmuddelimage will die Zille nun endgültig und ein für alle Mal weg. Seit mehr als 15 Jahren setzt sich der Förderverein gegen Ausgrenzung und für Toleranz und Integration von sozial benachteiligten Menschen ein. Ziel ist es, die Arbeit des Tagestreffs Zille auf breiter Basis zu unterstützen und die Weiterentwicklung der Arbeit zu fördern. Mehr als 50 Mitglieder unterstützen die Arbeit des Fördervereins auf breiter Ebene.