Presseartikel 11. Oktober 2014

 

Goslarsche Zeitung

 

In der Zille bleibt bald die Küche kalt

 

Nur Spenden können dem Förderverein noch helfen

 

Von Franziska Nixdorf

 

GOSLAR. Goslar. Frühstück und Mittagessen sind für die meisten Deutschen selbstverständlich. Für die täglich bis zu 40 hilfsbedürftigen Besucher des Tagestreffs Zille sind sie ein Geschenk. Nun droht das Aus für diese Grundversorgung, weil das Geld für die Helfer ausgeht. Schon seit einiger Zeit zahlt die Arbeitsagentur die Maßnahmenpauschale für die fünf Beschäftigten nicht mehr. Der Förderverein entlohnte die sogenannten Ein-Euro-Jobber schon in den vergangenen Jahren aus eigener Tasche. Jetzt ist das für die Verantwortlichen nicht mehr zu schaffen. Sie ziehen die Reißleine, wenn nicht noch (Spenden-)Hilfe von außen kommt. Nur Selbstversorgung ,,Wir haben seit 25 Jahren eine Regelfinanzierung zwischen der Stadt Goslar und dem Land Niedersachsen für den Tagestreff. Das Musterkonzept stellt aber ausschließlich die Selbstversorgung der Betroffenen in einer Teeküche sicher", erklärt Eckart Beutnagel. „Alles andere, wie Frühstück und Mittagessen, das wir zusätzlich bereitstellen, muss in der Konsequenz einer geringeren Regelfinanzierung überdacht werden", so der Regionalleiter der Diakonischen Gesellschaft Wohnen und Beraten in Braunschweig als Träger der Goslarer Zille. Der Förderverein setzt sich aus der Ambulanten Hilfe und Beratung für sozial Benachteiligte sowie dem Tagestreff Zille zustannten, der unter anderem menschliche Bedürfnisse wie das Wäschewaschen und die Bereitstellung von Kommunikationsmitteln abdeckt. Hinzu kommt die Möglichkeit für Hilfsbedürftige, von Montag bis Donnerstag ein Mittags- und ganzwöchig ein Frühstücksangebot zu nutzen. Seit nun mehr zwei Jahrzehnten kommen vorrangig ältere Menschen mit geringer Rente und Sozialhilfeempfänger, vereinzelt aber auch Alleinerziehende mit Kind zu Besuch.

Geben und Nehmen

Für 1,30 Euro erhalten sie ein Frühstück, für 2,30 Euro ein Mittagessen, das zwischen Schnitzel und Schaschlik bis hin zu vegetarischen Gerichten variiert. Der Obolus wird nicht zuletzt aus Gründen des Selbstwerts von den Besuchern erbeten, denen laut Beutnagel das unangenehme Gefühl genommen werden soll, Almosen zu erhalten. Die stellvertretende Leiterin des Tagestreffs, Manuela Krügner, verdeutlicht aber auch, dass das Küchenangebot nach dem Prinzip des Gebens und Nehmens organisiert ist. Nur wenn Geld in die Kasse kommt, kann es für das nächste Essen ausgegeben werden.

 

In der Zille bleibt bald die Küche kalt
Wer weiß, wie lange noch? Täglich versorgen Helfer wie Ein-Euro-Jobberin Katharina Janke, stellvertretende Zille-Leiterin Manuela Krügner, Koch Marco Schulz und Verwalter Paul Lappe (v.li) in der Zille Bedürftige mit Frühstück.
Foto: Nixdorf

 

25 000 Euro fehlen

Dass den Zille-Besuchern die Versorgung mit ausgewogener Kost bald versagt werden soll, könnten lediglich neue Einnahmequellen verhindern. „Es mangelt jährlich an einem finanziellen Volumen von 25000 Euro", verdeutlicht Beutnagel. „Unsere Hoffnung liegt auf wirtschaftskräftigen Personen, die für Spenden und das Sponsoring aufkommen." Zu diesem Zweck hatte die Zille bereits am 25. September örtliche Politiker zu einem Informationsabend geladen, Sie sollten die Problematik auf ihren Netzwerken kommunizieren und zur Hilfe aufrufen.
Zudem ist für November eine weitere Veranstaltung geplant, in der für mögliche Spender geworben werden soll. Eines dürfte unmissverständlich klar sein: Der stets helfende Zille-Treff ist jetzt ebenso auf Hilfe angewiesen wie seine zahlreichen Nutzer.

 

30 Jahre Ambulante Hilfe /
25 Jahre Tagestreff Zille


Die Jubiläumsschrift
können Sie sich hier anschauen und herunterladen.

 

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