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Presseartikel 21. Januar 2013

 

Goslarsche Zeitung

 

Symbolgebäck-Bäcker

 

Von Hendrik Roß

 

GOSLAR. Rüdiger Wohltmann ist nicht nur ein Mann, der im Landtags-Wahlkampf die Herzen der Goslarer erobern wollte. Seine Kampagne zielte viel weiter: nämlich auf die Mägen der Wähler - frei nach Brecht: „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Wahl." Der Direktkandidat der Linken verteilte heiße Tomatensuppe in der In-nenstadt und leistete Küchendienst beim Tagestreff Zille. Hier frittierte er Berliner, füllte sie mit Pflaumenmus und half beim Verteilen. Durch seine Wahlkampfaktion „Miet den Wohltmann" ist er zum Helfer in der Zille-Küche geworden. Doch damit nicht genug: Leiterin Evelin Vopel hatte wohl das Kleingedruckte beim Unterzeichnen des „Mietvertrages" nicht genau gelesen. Denn plötzlich stand auch Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk, in roter Schürze und blauen Hygienetütchen über den Schuhen, in der Zille und half tatkräftig in der Küche mit. Was war denn da passiert? Wollte CSU-Mitglied Junk dem Landtagswahlkampf des Linken Wohltmann auf den letzten Drücker noch einmal Schwung verleihen? Wurde die Aktion in „Miet den Wohltmann, und Du kriegst noch einen Junk dazu" umbenannt? Nein, weit gefehlt, sagen die beiden. „Es geht hier um die Zille als wichtige Einrichtung in Goslar", stellte Junk klar. Darum sei er kurz entschlossen Rüdiger Wohltmann zur Hilfe geeilt. Und das, obwohl der OB eigenen Angaben nach nur „Spiegelei und Ravioli" kochen kann. Der Wahlkampf war ausgeblendet, die unterschiedlichen Parteibücher wurden zu Hause gelassen. Oder steckt doch mehr dahinter?

 

Symbolgebäck-Bäcker
Rüdiger Wohltmann, Thomas Donner, Heike Hensellek und Dr. Oliver Junk verteilen Berliner in der Zille
Foto: Roß

 

Könnte die schwarz-linke Goslarer Küchenkoalition für die Bundestagswahl im Herbst gar ein Bündnis mit Vorbildcharakter für beide Parteispitzen gewesen sein? Klingt zunächst einmal unwahrscheinlich, doch spätestens, wenn Horst Seehofer zwei Tage vor der Wahl, Seite an Seite mit Gregor Gysi, für den guten Zweck Gebäck frittieren und verteilen sollte, wird es auffällig. Dann wissen wir auch, warum in der Goslarer Zille ausgerechnet Berliner gebacken wurden ...