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Presseartikel 17.November 2011

 

GOSLARSCHE ZEITUNG

 

Tagestreff Zille bangt um Küche

 

Weil viele Ein-Euro-Jobs gestrichen werden sollen,brechen für die tägliche Essenausgabe schwere Zeiten an

 

Von Tanja Plock

 

GOSLAR. Der Duft von Bechamelsoße und Spinat zieht durch die Räume des Goslarer Tagestreffs Zille. Es ist Mittagszeit, Gemüse-Lasagne steht auf dem Speiseplan. Ob im kommenden Jahr auch weiterhin warme Mahlzeiten angeboten werden können, steht allerdings in den Sternen. Ab Jahresmitte ist unklar, ob die Ein-Euro-Jobs der Einrichtung verlängert oder gestrichen werden, sagt Evelin Vopel, Leiterin der Einrichtung an der Mauerstraße. Bis zum Sommer gelte die Vereinbarung mit dem Landkreis und der Stadt Goslar. „Wenn die Stellen danach wegfallen, wird es schwierig." Die Bundesregierung plant einen massiven Stellenabbau bei den Billigjobs. Da die Mahlzeitenausgabe jedoch allein von Ein-Euro-Jobbern geleistet wird, hängt das Weiterbestehen davon ab. Die Möglichkeit, eine warme Mahlzeit zu sich zu nehmen, wird gerne genutzt. In den Tagestreff kommen neben Hartz-IV-Empfängern auch Geringverdiener, die froh sind über die Möglichkeit, günstig zu essen. Durch die steigenden Lebenshaltungskosten sei es für Geringverdiener immer schwieriger, über die Runden zu kommen. Vopel: „Ich bewundere die Menschen, die mit so einem Entgelt auskommen können." Gerade Ende des Monats sei der wachsende Zulauf spürbar, wenn das Geld aufgebracht ist. Täglich kommen um die 40 Personen zur Zille Der Treffpunkt dient vor allem als Aufenthaltsmöglichkeit. Für viele bietet die Zille Struktur im Alltag, um ein normales Leben zu führen. Am PC werden Bewerbungen geschrieben oder Kontakt zu Behörden aufgenommen. Die Mitarbeiiter helfen gerne dabei. Der Schwerpunkt der Ambulanten Hilfe liegt in der Vermeidung von Obdachlosigkeit. Die Mitarbeiter greifen in die drohende Wohnungslosigkeit ein, bevor sie passiert. Wenn ein Vermieter zum Beispiel mit der Zwangsräumung droht, wird die Einrichtung eingeschaltet, um zu vermitteln. Kurzfristig können Betroffene auch in einer Pension übernachten. Die präventive Arbeit trägt Früchte: Denn seitdem gibt es keine Obdachlosen mehr, die in Goslar genieldet sind. Vopel hofft, dass die Arbeitsgelegenheiten, wie die Ein-Euro-Jobs offiziell heißen, erhalten bleiben, da dieser Personenkreis oft auf dem normalen Arbeitsmarkt keine Chance habe. Sollten die Stellen dennoch komplett gestritten werden, muss eine andere Lösung für die Küche her. Das Team vom Tagestreff hofft, dass es dann andere Maßnahmen von der Agentur für Arbeit gibt, um den hauswirtschaftlichen Bereich zu besetzen.

 

Zille bangt um Küche
Im Tagestreff Zille serviert Ines Felsberg Gemüse-Lasagne. Ob die Küche auch im nächsten Jahr noch besetzt ist, steht allerdings in den Sternen.  Foto: Plock