Presseartikel 12.November 2011

GOSLARSCHE ZEITUNG

Am Rande der Gesellschaft

Kunstausstellung über Obdachlosigkeit im Kreishaus

Von Tanja Flock

GOSLAR.Voll bepackt mit blauen Müllbeuteln läuft ein Mann über eine Wiese, daneben sitzt ein anderer lächelnd auf einer Bank, die Haare ein wenig zerzaust: Zwei Motive aus der neuen Ausstellung, die am Donnerstag eröffnet wurde. Um das Thema Obdachlosigkeit mehr in den Mittelpunkt zu rücken, hat der Tagestreff Zille mit dem Landkreis Goslar eine Ausstellung im Kreishaus organisiert. Drei Künstler zeigen ihre Werke zum Thema „Licht und Schatten — die Würde des Menschen". Während Herwart Specht in seinen Holzschnitten und Zeichnungen lichtdurchflutete Räume präsentiert, zeigt Thomas Kebec Momentauf-nahmen aus dem Leben eines Obdachlosen. Mal wird seine, mal wird die Perspektive des Beobachters eingenommen, der den Menschen zwar sieht, aber nicht wahrnimmt. Aufgereiht wie an einer Perlenkette hängen die Werke von Fotograf Klaus G. Kohn an der Wand. Die Porträts von Wohnungslosen blicken den Betrachter direkt an — mal offen, mal traurig, mal distanziert. Sie zeigen, wie unterschiedlich Menschen ohne festen Wohnsitz sich nach außen geben. Landrat Stephan Manke griff das Thema der Ausstellung auf, und erklärte Licht und Schatten lägen nah beieinander: „Die unvorhergesehene Krankheit, der plötzliche Verlust eines nahen Menschen oder die überraschende Arbeitslosigkeit können schnell eine Abwärtsspirale in Gang setzen." Am Ende könnte auch die Obdachlosigkeit stehen. „Das kann jeden treffen." Gerade deshalb sei es wichtig, die Menschen aus dem Schattendasein herauszuholen und als Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen. Bürgermeisterin Renate Lucksch lobte das Engagement der sozialen Einrichtungen in der Stadt. Dadurch sei es gelungen, die Zahl der Obdachlosen in den vergangenen zwanzig Jahren von 185 auf Null zu reduzieren. „Das ist einmalig in Niedersachsen und bundesweit nicht selbstverständlich." Die Ausstellung kann bis zum 2. Dezember zu den üblichen Öffnungszeiten des Kreishauses besichtigt werden.